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Zeitsprung: Am 29.4.1970 mordet der Tourmanager der Allman Brothers
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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.4.1970.
von Timon Menge und Christof Leim
Es gehört unumstritten zu den Aufgaben eines Tourmanagers, sich in brenzligen Situationen vor seine Schützlinge zu werfen und dafür zu sorgen, dass die Konzertreise reibungslos abläuft. Twiggs Lyndon Jr. meint es am 29. April 1970 allerdings deutlich zu gut mit den Allman Brothers. Weil ein Clubbesitzer die Musiker um 500 US-Dollar betrügen möchte, greift Lyndon zum Messer und ersticht den unlauteren Geschäftspartner. Seine Strafe wird allerdings mit einer verblüffenden Begründung reduziert…
Hört hier in Idlewild South rein:
Klickt auf „Listen“ für das gesamte Album.
Die Allman Brothers Band fährt zu jener Zeit auf anstrengende Weise zweigleisig: Einerseits arbeiten die Musiker an ihrem zweiten Album Idlewild South, das am 23. September 1970 erscheint. Andererseits spielt die Gruppe jede Menge Konzerte, immer wieder kommt es zu Unterbrechungen beim Aufnahmeprozess. So auch am 29. April, als die Band zum zweiten Mal in Folge auf der Bühne der Aliotta’s Lounge in Buffalo steht.
Die Vereinbarung lautet: 1000 US-Dollar für zwei Abende. Bassist Berry Oakley wird damit beauftragt, die Gage einzusammeln. Da die Gruppe am ersten Abend zu spät kommt, möchte Inhaber Angelo Aliotta allerdings nur die Hälfte bezahlen. Als Oakley mit gerade einmal 500 Dollar zurückkommt, brennt Tourmanager Lyndon eine Sicherung durch. Er schnappt sich ein Anglermesser und macht sich auf den Weg zum Club. Vor Ort kommt es zum handfesten Streit, Lyndon ersticht Aliotta.
Die Polizei trifft schnell ein und nimmt Lyndon noch in der gleichen Nacht fest. Anschließend verbringt er 18 Monate im Gefängnis, der Prozess zieht sich: Erst im September 1971 kommt es zur Verhandlung. Sein Anwalt setzt auf Unzurechnungsfähigkeit und verfolgt eine interessante Strategie: Er behauptet, Lyndon habe kurzzeitig den Verstand verloren, weil es Menschen schlicht verrückt mache, mit einer Rockband auf Tour zu gehen. Der Plan geht tatsächlich auf: Lyndon verbringt gerade einmal sechs Monate in einer Psychiatrie, anschließend kommt er wieder auf freien Fuß. Damit wird also aktenkundig: Touren mit den Allman Brothers macht offiziell verrückt!
In der Zwischenzeit hat sich bei der Allman Brothers Band viel verändert. So stirbt Gitarrist Duane Allman im Oktober 1971 bei einem Motorradunfall, was natürlich auch Lyndon schockt. Idlewild South gehört der Vergangenheit an, die Gruppe arbeitet bereits an ihrer nächsten Studioplatte Eat A Peach. Gleich nach seiner Entlassung fliegt Lyndon nach Miami, wo die Musiker gerade zum letzten Mal Hand an ihr neues Album legen. Bei der anschließenden Tour fährt er schon wieder mit, nun als Produktionsmanager.
Lyndon selbst stirbt am 16. November 1979. Als begeisterter Fallschirmspringer nimmt er an einem Gruppensprung teil, doch sein Fallschirm öffnet sich nicht. Schnell werden Suizidvermutungen laut; kaum jemand kann sich vorstellen, dass ein Perfektionist wie er den Schirm falsch zusammenlegt. Tatsächlich scheint der Ort seines Aufpralls Bände zu sprechen: Duanesburg, New York. Sein Grab befindet sich auf dem Riverside-Friedhof in Macon, Georgia — etwa 500 Meter von Duane Allmans letzter Ruhestätte entfernt.
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