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Die Versuche des Naum Kotik – Mädchen in schmutzigen Schürzen (Film)
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Column One ist nach dem Aus ihres musikalischen Arms, also nach ihrem Abschiedskonzert 2016 in der Berliner Volksbühne, längst noch nicht bewegungsunfähig. Merklich an den Aktivitäten, die über das rein Musikalische immer auch im Film zu finden waren. Man denke da nur an die schwarz-humorigen Arbeiten der Sibirischen Zelle. Das heißt, den Film gab es auch immer neben der Musik. Zudem waren da noch das Live-Hörspiel „Dr. Slodti saugt ab“ von Herrmann Bohlen und Robert Schalinski, das jüngst Premiere an der Berliner ADK feierte, sowie das Hörspiel-Feature „War has come“ von Stea Andreason und Jürgen Eckloff, das auf Deutschlandfunk Kultur zu hören war und sich collagiert mit der Berichterstattung des 11. September beschäftigte. Musikalisch aber war es abgesehen vom hier besprochenen Tape „Diese Nichts & Solche“ von Jürgen Eckloff eher ruhig um die Mitglieder von Column One. Es gab da zwar seit 2017 einige Auftritte als Moleglove mit Rashad Becker, zum Beispiel beim Geräuschwelten-Festival in Münster, auf dem NNOI-Festival und im Acud in Berlin, doch generell feilten die Kernmitglieder Robert Schalinski, René Lamp und Jürgen Eckloff an eigenen Projekten. Wie am filmischen Großprojekt: „Die Versuche des Naum Kotik“, der 2019 auf dem NNOI-Festival Weltpremiere feierte und demnächst auch als Blue Ray und als Audio-CD, also als physischer Datenträger, beim hauseigenen Label 90% Wasser und bei fragment factory erhältlich sei wird.
Beauftragt von Column One besteht dieser eineinhalbstündige Film aus verstreuten Kapiteln, die über die Jahre aufgezeichnet wurden. Da finden sich, wie bei Experimental- und Autorenfilmen üblich, schauspielerisch jene wieder, die auch sonst im Näheren Umfeld von Column One aufgetaucht sind. Der Film selbst hat, wie der Name schon vermuten lässt, die Versuche des Naum Kotik zum Thema. Auch wenn sich nun der Name recht seltsam ausnimmt, es ist der einer realen Person. Naum Kotik war ein Moskauer Arzt und lebte von 1876 bis 1920. Sein Buch: „Die Emanation der psychophysischen Energie“ erschien 1907 und enthält Aufzeichnungen zu eben Versuchen, die in den Bereich der so genannten Grenzwissenschaften, dem Spiritismus und Okkultismus, reichen.
Im Film nun spricht der Enkel des Doktors (wunderbar dargestellt von Jürgen Eckloff mit aufgesetzter Perücke und angeklebtem Bart), und zwar in einer allen verständlichen und doch unverständlichen Sprache: Kauderwelsch (Menschen aus dem romanischen Sprachraum sehen mir diese Despektierlichkeit hoffentlich nach). Dabei sitzt er, unterbrochen von Szenen, die die Versuche nachzeichnen und untermauern, im schwarzweißen Dunkel. Er raucht und erzählt. Dazu taucht in einigen Szenen noch jemand auf, der hier Eyn Lump genannt wird, jedoch gut und gerne mit einem Column One-Mitgleid verwechselt werden könnte. Dazu Szenen, die im Stopp-Motion-Verfahren gemacht sind, in denen Collagen auf- und abgebaut werden, Kleinstmodelle von Puppen, Nähkästchen und vieles Andere mehr…
Um aber diesem wunderbaren Film in der Regie von Kärma Burg (wer könnte das nur sein?) nicht den Zauber zu nehmen, soll die inhaltliche Beschreibung an dieser Stelle genügen. Schaut ihn euch an, diesen filmischen Werkstoff. Es lohnt sich.
PS: Es sei hier noch kurz die Musik zu Film genannt, die von Robot Schimanski stammt (wieder ein Name, dessen buchstäbliche Zusammensetzung an jemanden erinnert, der zu Column One gehört). Selbst wenn der Film fehlt, ist die Musik ein Vergnügen. (awk)