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HERBST IN PEKING – Der letzte Schrei
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Kam das letzte HERBST IN PEKING-Album „Kismet Radio“ im Stil einer fiktiven Radiosendung oder eines gut gemachten Mix-Tapes daher, so ist „Der letzte Schrei“ wieder ein in sich geschlossenes Werk geworden. Der Sound wurde, wie schon beim letzten Mal, durch Helmar Kreysig (!THE SAME, KLEINSTE ZELLE) aufgenommen und produziert und ist von schweren, schleppenden Dub-Trip Hop-Beat-Pattern durchzogen. Darin wirken die melodiös-kapriziösen Gitarrenfiguren von Pegman aka King Snow fast schon zärtlich und eigentlich noch zwingender als sonst. Des weiteren lässt sich eine gewisse „Western“-Stimmung bzw. -Hemisphäre in den 10 Tracks ausmachen und insbesondere das Gänsehaut-Cover von Marilyn Monroes „One Silver Dollar“ ist der Inbegriff von Todesblei, salonfähig gemacht. Auch scheint „Der letzte Schrei“ gleichzeitig eine Huldigung an alle Blondinen auf dieser Welt zu sein, den anbetungswürdigen und auch den Miststücken unter ihnen! Wie immer bei HIP sind auf dem Album wieder jede Menge Querverweise zu finden. So hörte ich bei „US-Blondinen greifen New York an“ SUICIDE-Reminsenzen heraus, „Es brennt der Wald“ leitet sich von „Es brennen die Berge und Wälder“ der polnischen ROTE GITARREN ab und mit „All Along The Watchtower“ (Bob Dylan) und „Für immer und dich“ (Rio Reiser) sind zwei weitere eigenwillig-großartige Cover-Versionen mit an Bord. Bersonders gelungen sind ebenso die Ko-Produktionen mit den Wiener Dub & Downbeat-Aktivisten SOFA SURFERS und DUBBLESTANDART, denn da tropft nur so das süße Gift von Dornenkränzen in herrenlose blonde Köpfe. Dazwischen gibt Rex Joswig mit gewohnt hypnotisch, sonor-betörender Stimme auf den Punkt treffende Poesie über Aus/Ein-Schalter, die Panik oder das Verlassen werden zum Besten und berührt, verletzt und heilt damit gleichzeitig. Obwohl erst im letzten Monat 2022 erschienen, war „Der letzte Schrei“ eines der Alben des Jahres für mich und wird auch noch lange über 2023 hinaus strahlen. Unterm Strich lässt sich feststellen, dass man ein HERBST IN PEKING-Album nie unterschätzen sollte und „Der letzte Schrei“ wird sicher nicht das letzte dieser hervorragend gealterten Band sein! (Marco Fiebag)