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Gruß aus der Küche
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LP (in Koop mit Astroholz)
Neunzehn pointierte Betrachtungen zu allen möglichen und unmöglichen Aspekten des Lebens, und das in unter 44 Minuten: Tempo, verzerrte Powerchords und eingängige Melodien sind die Hauptzutaten für den GRUSS AUS DER KÜCHE, das neue Album von Ernte 77. Die Songs sind wieder kürzer geworden, die Ideendichte dafür höher. Ohne Verschnaufpause geht es von einem lyrischen Mikrokosmos zum nächsten, während sich notorisch durch die (nicht nur) Punk-Historie zitiert wird. Die drei Kölner verstehen es, Kritik an Nationalismus, Polizeigewalt oder kapitalistischer Ausbeutung mit satirischen Kniffen zu versehen und zeigen einmal mehr, dass sich Humor und Haltung nicht widersprechen müssen. Die Band kritisiert scheinbar progressive Lebensentwürfe („Vanlife“) und stellt ihnen sinnvolle Alternativen gegenüber („Geregelter Tagesablauf fuck off“). Eine andere Art von Statement gegen Heteronormativität und toxische Männlichkeit ist „Bundeskanzler der Zärtlichkeit“; ein melodischer Knaller im Stile der 90er, in dem Sänger und Bassist Kalle, selber queer, eine homoerotische Phantasie ausmalt, die in ihrer Bildhaftigkeit den passenden Leuten vor den Kopf stoßen könnte und soll. Dazu gesellt sich natürlich wieder elaborierter Nonsens wie „Kostenfalle Ballern“, „Faszination Hubschrauber“ oder „Landungsbrücken rein“, ein absurder Städtevergleich zwischen Köln und Hamburg. Garniert wird das Ganze mit Chören wie aus dem kalifornischen Lehrbuch. GRUSS AUS DER KÜCHE ist eine bandtypische Gratwanderung zwischen harmonischen Refrains und anstrengendem Gekreische. Ernte 77 ziehen in DIY-Manier unbeirrt weiter ihr Ding durch und bleiben deshalb eine der eigensten Punkbands, im besten Sinne des Wortes. Entgegen aller Trends erscheint auch die LP ohne Schnickschnack auf schlichtem, schwarzem Vinyl mit Textbeilage.
Live:
22.06.24 Köln, Limes
31.08.24 Augsburg, Ballonfabrik
12.10.24 Berlin, Supamolly