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Zeitsprung: Am 2.5.1929 kommt Link Wray zur Welt.
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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 2.5.1929.
von Timon Menge und Christof Leim
Er gilt als Vater der Powerchords, als Wegbereiter zahlreicher Genres der Krachmusik und als echte Rock’n’Roll-Ikone. Mit seinem legendären Song Rumble öffnet er Generationen von Gitarristen Tür und Tor zu einfachem, aber ausdrucksstarkem Spiel. Am 2. Mai hätte der 2005 verstorbene Link Wray Geburtstag gefeiert.
Hört hier in einige seiner wichtigsten Songs rein:
Klickt auf „Listen“ für das gesamte Album.
Fred Lincoln Wray Jr. kommt am 2. Mai 1929 in North Carolina zur Welt. Obwohl seine Eltern in den US-amerikanischen Volkszählungen von 1930 und 1940 als „white“ deklariert werden, gehören die beiden dem Stamm der Shawnee an, sind also amerikanische Ureinwohner. Nach seiner Kindheit und Jugend wird Wray 1950 zur Armee eingezogen, auf der anderen Seite der Welt tobt der Koreakrieg. Drei Jahre lang kämpft er mit. Während seines Einsatzes erkrankt er an Tuberkulose, weshalb er ein Jahr im Krankenhaus verbringt und einen seiner Lungenflügel verliert. Deshalb attestieren ihm die Ärzte, dass er nie wieder wird singen können.
Als Wray 1955 dennoch erste Schritte in Richtung Profimusiker unternimmt, wenn auch eher als Gitarrist, soll die große Rock’n’Roll-Welle erst noch folgen. Zunächst widmet er sich der Countrymusik, denn Künstler wie Hank Williams Sr. dominieren die Radios. Zu diesem Zweck schließt er sich mit seinen Brüdern Vernon und Doug zusammen, gemeinsam gründen sie Lucky Wray & The Lazy Pine Wranglers. (Vernon wird auch „Lucky“ genannt, weil er beim Spielen ein glückliches Händchen hat.) Später taufen sich die Musiker in Palomino Ranch Hands um und verlegen ihren Standort nach Washington D.C., wo auch Bassist Shorty Horton der Gruppe beitritt. Vor Ort überzeugen sie einige Songwriter, die Karriere gerät ins Rollen.
1958 veröffentlicht Wray seine erste Single — und landet damit auch gleich seinen größten Hit. So zeigt Rumble erstmals, was mit so genannten „Powerchords“ alles möglich ist. Dabei wird von einem klassischen Barré-Griff einfach ein Teil weggelassen, so dass nur noch Grundton und Quinte erklingen. Der Akkord hat damit weder Dur noch Moll als Tongeschlecht. Vor allem geht das mit zwei Fingern, mitunter nur mit einem, und es lässt sich schnell herumschieben und macht in Kombination mit Verzerrung ordentlich Dampf. Das zeigt nachhaltige Wirkung, denn diese Art des Gitarrenspiels stellt später die gesamte Welt der Rockmusik auf den Kopf. Ob The Who, Led Zeppelin oder Metallica: Keine, wirklich keine Rockband des 20. Jahrhunderts kommt ohne die vereinfachten, aber durchdringenden Powerchords aus. Iron Man, Master Of Puppets, Communication Breakdown – so ziemlich alles, was rockt, basiert auf „Powerchords“. Danke, Link Wray.
Der Song selbst entsteht zufällig. Wray tourt zu jener Zeit in und um Washington. Eines Abends fragt ihn das Publikum während seines Sets, ob er nicht ein bisschen herumklimpern kann. „Ich hatte nichts parat, also habe ich mir einfach was überlegt: Rumble“, erzählt Wray später, wie allmusic.com berichtet. In Boston und New York wird der Song verboten, weil man befürchtet, er könne jugendliche Gewalt in Form von Gangs hervorrufen.
Auch nach seinem großen Wurf bleibt der Mann aktiv. Während der Siebziger lebt er in San Francisco, wo er sich mit John Cipollina vom Quicksilver Messenger Service zusammenschließt. Gemeinsam mit James „Hutch“ Hutchinson am Bass, Schlagzeuger David Weber und weiteren Rhythmusmusikern aus Cipollinas Band Copperhead macht Wray die Bay Area unsicher, Auftritte im Whiskey A Go Go und im Winterland Ballroom folgen. In den späten Siebzigern folgen zwei Alben mit Neo-Rockabilly-Sänger Robert Gordon, ab Mitte der Neunziger erscheint mit Shadowman (1997) und Barbed Wire (2000) auch noch einmal neues Solomaterial von Wray.
Am 5. November 2005 stirbt Wray in seiner neuen Heimat Dänemark an Herzversagen. Er wurde 76 Jahre alt und hinterlässt seine vierte Frau Olive Julie Povlsen Wray sowie den gemeinsamen Sohn. Aus den drei vorherigen Ehen hat Wray insgesamt acht Kinder, die er nach seinem Umzug nach Kopenhagen in den frühen Achtzigern allerdings kaum noch sieht.
Ob Iggy Pop, Neil Young, Jimmy Page oder Pete Townshend: Wray beeinflusst durch sein unkonventionelles Gitarrenspiel ganze Heerscharen an Rockern, immer wieder fällt sein Name, wenn es um die Ursprünge des Genres geht. Auch in der sonstigen Popkultur würdigt man ihn, nicht zuletzt im Rahmen des Soundtracks zum Kinoklassiker Pulp Fiction. Am 2. Mai hätte er Geburtstag gefeiert — wir schicken unsere besten Glückwünsche in den Rockhimmel!
Titelfoto: Eric Frommer/Wiki Commons
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